Über

The Matter of Fact

Die Darstellung medialer Formate wird heiß debattiert. Fake News, die Position von Wissenschaftler:innen in der Beschreibung pandemischer Zustände und Premium-Mitgliedschaften bei Onlinemedien: Die Möglichkeiten sich zu (des)informieren waren selten so mannigfaltig. Dabei steht es uns frei, einen eigenen Fokus zu wählen, zu sortieren in wichtige und unwichtige Informationen – für viele ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. The Matter of Fact schafft hier eine interaktiv erfahrbare Projektions- & Reflektionsfläche.

Wollen wir eher eine leichte und zugängliche Performance erleben? Wollen wir künstlerisch und intellektuell gefordert werden? Konfrontieren wir uns mit den schweren Geschehnissen der Welt, oder möchten wir einen Gegenentwurf zur Realität? Lassen sich diese Prinzipien vielleicht am Ende sogar vereinbaren?

Der Abend kann auf zwei verschiedene Arten erlebt werden: Einerseits live als Publikum vor Ort, andererseits live-gestreamt und aus dem Chat. Zuschauende, ob via live-stream oder vor Ort via Smartphone, können im Chat mit verschiedenen Kommandos die Aufführung direkt beeinflussen, Bewegungen und Personen live steuern und Bühnenelemente und Musik auswählen. Sie gestalten das Erlebte und werden motiviert, Verantwortung zu übernehmen: für die Zugänglichkeit der Performance und deren Anspruch ebenso wie für die Entscheidung, sich mit unbequemen Wahrheiten auseinander zu setzen oder angenehmere Aspekte in den Fokus zu nehmen.

Das Projekt durchlief während der Pandemie mehrere Phasen, immer interessiert an einem offenen Austausch mit dem Publikum. Der offene und publikumsnahe Arbeitsprozess erleichterte die körperliche und inhaltliche Auseinandersetzung mit Geschehnissen, die wir als bedeutsam erachten, wie sich diese darstellen und mit welchen Mitteln sie sich inhaltlich und emotional untermauern lassen. Von März bis Dezember ’21 erarbeitete Henrik Kaalund zusammen mit Johanna Kasperowitsch (Tanz), Eva-Maria Christ (Tanz), Kostia Rapoport (Musik/Sound) und Jakob Jokisch (Dramaturgie) Inhalte und Choreografien nach ausgewählten aktuelle Nachrichten und präsentierte diese in verschiedene Fassungen mit immer neuen tänzerischen Bearbeitungen aktuelle medialer Inhalte auf die Bühne der Tafelhalle Nürnberg, als reiner Stream oder Hybrid. Gleichzeitig entstanden damit Interaktionsmöglichkeiten für das Publikum. Während verschiedener Showings diskutierte man mit den Zuschauern über ästhetische und thematische Zusammenhänge. Das Publikum live vor Ort wird Zeuge des Live-Ereignisses, des Unterschiedes zwischen der digitalen Darstellung und der Unmittelbarkeit einer Tanzperformance. Auch in der Funktion als Zuschauer:innen gestalten Sie die Aufführung mit und blicken hinter die Möglichkeiten der technischen Herstellung eines Streams. So wird in der Performance die Umsetzung des Themas einerseits tänzerisch auf der Bühne und als Kommunikation von Tänzer:innen mit sich, mit Kameras, mit Digitaltechnik und mit echten Menschen erlebbar.

Die Produktion The Matter of Fact entstand in Zusammenarbeit zwischen Henrik Kaalund (Projektleitung, Tanz & Video) und Team: Johanna Kasperowitsch (Tanz), Eva-Maria Christ (Tanz), Kostia Rapoport (Musik&Video) und Jakob Jokisch (Produktionsleitung und Dramaturgie. Mit Live-Schnitt und -Einspielung durch Maximilian Pflügner und Text gesprochen von Maximilian Pulst als Audioaufnahmen.

Das Projekt entstand in Koproduktion mit der Tafelhalle und wurde gefördert von Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Stadt Nürnberg, Stiftung Sparkasse und wurde unterstützt durch Tanzzentrale der Region Nürnberg e. V.